domingo, 7 de diciembre de 2008

SHE HATE ME. Spike Lee

WENN FRÜCHTBARKEIT EINE GESCHÄFTSSACHE WIRD

Detailaufnahme eines Wellen formenden Dollars. Der graphische und abstrakte Inhalt eines Dollars füllen den Anfang des in 2004 erschienenen Films „She hate me“ des amerikanischen Regisseurs Spike Lee.

Der Anfang dieses Films widmet mehrere Bilder dem grünen Papier, welches nicht nur ein Wert an sich hat, sondern auch die Werte eines Staates versinnbildlicht: Buchstaben, Nummern, staatliche Grundlagen, Politik, historische Gesichter.

Aus dieser Öffnung sollte man schon Hinweise herauslesen, womit man im Film zu tun hat: mit den ethischen, profesionellen, familiären und politischen Werten des amerikanischen Volkes und der Einfluss des Kapitalismus auf sie; letzendlich wird im Film gesagt: „a price could be put on anything“. She hates me ist jedoch ein Film, der sich in mehreren Bereichen bewegt: er behandelt vielfältige Themen wie Politik, Ethik, Kapitalismus, Patriarchat vs. weiblicher Homosexualismus, Früchtbarkeit und die Probleme moderner Familien; das macht ihn interessant aber gleichzeitig schwer zu folgen. Dabei wäre auf einige Szenen zu verzichten, die nicht nur der Film in eine langwierige Überlänge führen, sondern auch die narrative Kontinuität fragmentiert, unter anderem auch weil Spike Lee nicht immer gelungen ist, die verschiedenen Themen zu verbinden.

Zu diesem Punkt ist am fairsten zu sagen, dass der Plot nicht das groβte Problem ist. Die Ereignissfolge und die Art und Weise, wie sie geschildert sind, ist einigermassen plausibel. Es treten bestimmte Rückblende während der Entwicklung des Plots auf, die auf der einen Seite die sogennante Watergate-Affäre unter der Regierung Richard Nixons darstellt. Sie sind dokumentarisch orientiert und dienen als parallele Geschichte zu dem Fall der Hauptfigur des Films. Diese Parallele soll sichtbar machen, wie die hohen Machtspheren die Karriere eines Bürgers beschädigen, wenn er sich ethisch korrekt verhält und auf krumme Geschäfte innerhalb seiner Arbeit aufmerksam macht. Diese Rückblende sind zwar konfus und zu lang, erfüllen jedoch ihren narrativen Zweck beim Berühren den politischen und ethischen Punkt, den Lee zu reflektieren lassen möchte: nämlich die Scheinheilligkeit des politischen Systems der USA. Auf der anderen Seite ist ein der Hauptthemen des Films Sex: eine Art Manifest zu "Sex-Revolution" oder "Sex-Liberalismus".

Doch das groβte Problem dieses Films ist die Story. Spike Lees Film will eine soziale Kritik durchführen, aber er ist mit so vielen Themen beschäftigt, dass er gerade andere Konsequenzen der Handlung übersieht. Zur Folge wirkt das Ganze eher absurd. Die Geschichte handelt von einem erfolgreichen afro-amerikanischen Mann, Jack, der eine gravierende Unstimmigkeit bei der Firma, bei der er arbeitet, entdeckt. Die Firma arbeitet an einem Produkt gegen AIDS; das Produkt ist aber nicht fertig, um vermärkt zu werden, weil er gefährlich für die menschlischen Gesundheit ist; das bedeutet aber einen groβen finanziellen Verlust für das Unternehmen, welches diese Flecke zu verstecken plannt. Jack denunziert diese Tatsache bei den entsprechenden Behörden aber anstatt Unterstütz und Anerkennung zu bekommen, wird er gefeuert und seinen Bankkonto gesperrt. Das bedeutet für ihn, dass er nicht mehr in der Lage sein wird, sein luxuriöses Leben weiter zu führen; deswegen akzeptiert er einen gefährlichen Geschäftsvorschlag seiner Ex-Freundin Fatima: Er soll gegen groβzügige Menge Geld Fatima und ihrer Freundin damit helfen, schwanger zu werden, und zwar nicht mit einer reine Spende sondern auf die konventionelle Art.
Da das körperliche Treffen mit Jack ein Erfolg versichert, öffnet die Geschäftsfrau Fatima ein Schwanger-Werden-Firma, in der der einzige Mitarbeiter Jack ist. Er wird der Held einer Reihe erfolgreichen vermögende Lesben, die den amerikanischen Traum fast vervollständigen haben: ihnen fehlt es nur, ein Kind zu haben; etwas das in ihrer Situation als Lesben in Amerika nicht das Einfachste zu schaffen ist. Deswegen suchen sie verzweifelt danach!. Aber dieser Wunsch wird so extrem hervorgehoben, dass er irgendwann stört. Vor allem weil der Film die Botschaft vermittelt, dass die meisten dieser Frauen, deren sexuelle Identität völlig definiert sein soll, von einem Mann, genau gesagt vom Zuchthengst Jack bedürfen, um ihre Vervollständigung zu erreichen. Die Frage ist also, ob diese eine zweideutige Art Spike Lees ist, seine Stellung gegen gesellschaftliche Paradigmas darzustellen oder eine pathetische patriarchalischen Erklärung gegenüber der Konzeption einer Familie.

Andererseits ist doch interessant am Film, dass er auf semiotische Weise (zum Beispiel durch falische Symbole von staatlichen Gebäuden) auf die männliche Machtkonzentration bzw. auf den Machtmissbrauch, dass Minoritäten ausüben, hindeutet. Selbst Jack bildet unbewusst eine Minorität, die aber alle Macht besitzt, weil er in den Augen einer Gruppe ein hervorragendes menschlisches Exemplar verkörpert. Dabei enthält der Film noch eine Macke: Jack pflanzt sich fort ohne Rücksicht auf die Folgen zu nehmen. Jack mag ein intelligenter, ausgebildeter Mensch sein, doch erforscht er unbewusst die Möglichkeit, seine wertvolle Früchbarkeit ohne jegliche Verantwortung auszunutzen. Jack arbeitete bei einer Labo, die Produkte gegen AIDS zu entwickeln versucht. Und trotzdem scheint er vergessen zu haben, wie gefährlich es ist, mit einem Dutzend völlig unbekannter Frauen Sex ohne Schütz zu haben!

Es scheint also dann, dass Spike Lee mit diesem ganzen Chaos Jacks Babys-Machen etwas belehren will, nämlich: People should take charge of their fertility. Die Aussage über Männer ist inzwischen auch klar: die Bestätigung der Früchtbarkeit erhöht das männliche Selbstbewusstsein und Männer genauso wie Frauen können zu einfacher sexuellen Objekte reduziert werden.
Doch die Frage bleibt bei der denkwurdigen Behandlung Lees von der Schwierigkeiten, dass homosexuellen Paaren konfrontieren, wenn sie eine Familie gründen wollen. (Das bedeutet aber nicht, das Heterofamilien eine Paradise versprechen; das lässt sich aus dem extra Ausflug des Films in die kaputte Ehe von Jacks Eltern festlegen.)

Die Auseinandersetzungen der Themen im Film sind also immer zweideutig. Bestimmt wollte Lee selbst keine klare Position aufzeigen; muss er ja auch nicht. Er blieb beim Drehen eines kontroversialen, zu Weilen amüsanten, lustigen, aber auch anstrengenden Drehbuchs, das dem Zuschauer zum Überlegen einlädt aber gleichzeitig überfördert.

Am Ende ist alles eine Geschmackssache; manche Filme werden gefeiert, wenn sie gerade die so von Hollywod gepflegte narrative Kontinuität abbrechen. Demsprechend ist eine persönliche Entscheidung des Zuschauers, ob die narrative Diskontinuität und die Zusammensetzung von Themen im "She hate me" erfolgreich gewesen ist, oder auch nicht.

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